Außer
Gebäude zu sanieren oder neue zu errichten, musste man sich auch um
die die Landwirtschaft kümmern. Ein älteres Mitglied übernahm
die Pflege der Weinstöcke und war verantwortlich für die Produktion
von biologischen Weinsorten. Auf den Feldern wurden verschiedene
Getreidesorten angebaut und von den Olivenbäumen die Früchte
geerntet, um Olivenöl herzustellen. Da die Qualität exzellent war,
verwendeten wir alle nur noch unser eigenes Öl. Der ohne Herbizide
gezüchtete Weizen wurde auf altherkömmliche Art in Steinmühlen
gemahlen. Für den Gemüseanbau sorgte ein schon sehr betagter
Sizilianer, der aber die Pflanzen mit Kunstdünger versorgte und
Schädlinge mit giftigen Mitteln bekämpfte. Da ich inzwischen meine
Arbeit auf dem Biohof meines Mannes aufgegeben hatte, konnte ich mich
nun täglich für den LAGO einsetzen. Eine Zeit lang hatte ich
unseren noch provisorischen Imbissstand mit deutschen,
selbstgebackenen Kuchen beliefert, der mit großer Begeisterung
aufgenommen wurde. Aber als ich feststellte, dass in unserem
Gemüsegarten nicht biologisch gearbeitet wurde, wollte ich ihn
unbedingt konvertieren. Dabei stieß ich auf große Ablehnung bei dem
alten Gärtner, aber auch wenig Verständnis bei den übrigen
Mitgliedern. Sie waren alle überzeugt, dass man bei Gemüse nicht
auf Gifte verzichten könne. Aber ich fand dann doch einen
Mitstreiter und zusammen schafften wir es, biologisches Gemüse
anzubauen. Davon waren alle begeistert und ein paar junge Leute
starteten einen biologischen Gemüseanbau in großem Stil. Vorher
hatten sie aber entsprechende Lehrgänge besucht. Ich selber musste
meine Gärtnertätigkeit aufgeben, da ich mir einen Knieschaden
zugezogen hatte.
...ist wohl für manch einen die Wahl in Italien. Und nicht nur für die Italiener. Die Jugend setzt auf den Ex-Komiker Grillo. Man kann nur wünschen, dass jedenfalls die jungen Menschen in dem Land es schaffen, endlich etwas in ihrer verkrusteten Gesellschaft zu bewegen und zu verändern.
Nachdem
das ehemalige, marode Bauernhaus zu einem dreistöckigen Mietshaus
umgebaut worden war, wurden die Suchtkranken in einem eigenen Bereich
betreut und gepflegt. Inzwischen hatte man die Genehmigung für den
Bau einer größeren Klinik erhalten, in der über 70 Patienten Platz
finden sollten. Eine Arztpraxis und ein großer Wellnessbereich waren
ebenfalls Teil dieses Projektes. Es dauerte einige Jahre, bis der Bau
fertig wurde, aber inzwischen brachten die italienischen Behörden
Drogensüchtige in einem großen, neueröffneten Zentrum ganz in der
Nähe unter. So wurde aus der Klinik vorläufig ein Hotel wie man es
bei www.villaleri.it sehen
kann.
Bisher besorgte ich mir meine Bücher online, denn ich war froh, immer besonders schnell beliefert worden zu sein. Da ich nun weiß, dass dieser Service auf Kosten schlechtbezahlter Arbeitskraft geht, habe ich beschlossen, mir meine Bücherwünsche wie früher über einen Buchhandel meiner Stadt zu erfüllen.
Nachdem nun alles wieder funktioniert und ich mich erholen konnte, habe ich endlich anfangen können, mich um meine Schreibereien zu kümmern. Die nötige Energie gibt mir seit zwei Tagen die schwarze Melasse. Es handelt sich dabei um die Zuckerrohr-Melasse, die außergewöhnliche Heilkräfte besitzen soll. Ich merke, außer dass sie mir schmeckt, dass sie mir richtig guttut. Aus der Kriegszeit erinnere ich noch, dass wir bei Bauern auf dem Lande Melasse aus Zuckerrüben kochten. Sie war unser Zuckereratz. Aber sie schmeckte scheußlich.
Seit Tagen habe ich keinen Telefonanschluss. Gottlob habe ich ein Handy, um alle nötigen Telefonate machen zu können. Aber erst heute, am dritten Tag, hat man festgestellt, dass die Leitung vor dem Haus unter der Erde beschädigt ist. Mich hat die ganze Geschichte Nerven, Schlaf und Zeit gekostet. Denn ich tat nichts anderes, als herumzutelefonieren, WARUM mein Telefon nicht ging. Ich weiß, es gibt Schlimmeres - aber für´s Erste reicht mir dies.